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„Nacht und Nebel“ – ein Film über das Leben in einem Konzentrationslager

Wer Mitte der Fünfziger, zehn Jahre nach dem Untergang des Dritten Reichs, Bildmaterial über Konzentrationslager suchte, hatte es nicht leicht. Die wenigen von den Nazis gemachten, verharmlosenden Aufnahmen lagen verstreut in Archiven von Washington bis Moskau, die schockierenden Wochenschauen der KZ-Befreier befanden sich unter militärischem Verschluss, und die Filme – kaum ein halbes Dutzend –, die sich bald nach Kriegsende damit befasst hatten, wurden nicht mehr gespielt. Der Massenmord war medial praktisch nicht vorhanden. Dann, 1955, kam „Nacht und Nebel“ (Originaltitel: „Nuit et brouillard“).
Interessierte Schüler der Mittel- und Oberstufe und Lehrer des Gymnasiums machten sich am Abend des 31.1.19 ins Schloss Dachau auf, um dort den 32-minütigen Film „Nacht und Nebel“ zu sehen, der Dokumentaraufnahmen und Archivmaterial in Schwarzweiß mit farbigen Bildern, die die von der Natur alsbald zurückeroberten Schauplätze zeigen, kombiniert. Die Besucher erlebten nicht nur die erste, sondern wohl bis heute die eindringlichste Dokumentation über das Geschehen in den Konzentrationslagern. Neben seiner Bedeutung als zeitloses Zeugnis über den unmenschlichen Lagerkosmos stellt der Film ein herausragendes Kunstwerk dar: Einprägsame Bilder verbinden sich mit der Musik des jüdischen Komponisten Hanns Eisler und Texten, die weit mehr sind als purer Kommentar, verfasst von zwei Holocaust-Überlebenden – im Original vom französischen Schriftsteller Jean Cayrol, in der deutschen Nachdichtung von Lyriker Paul Celan.
Das Besondere an diesem Abend: Die Filmmusik, eindringlich und jeweils auf die Bildsequenzen abgestimmt, wurde vom Jüdischen Kammerorchester München live gespielt, und die Texte wurden von einem am Rand des Orchesters platzierten Schauspieler vorgetragen.
Vorab führte Daniel Grossmann, der Dirigent des Orchesters, ein Zeitzeugen-Gespräch mit Dr. Eva Umlauf. Sie, die als Zweijährige als eine der Jüngsten Auschwitz überlebt hat, wird sich später nicht an diese Zeit erinnern können. Prägend für ihren gesamten Lebensweg waren diese frühen Jahre allemal: Die in München lebende und als Psychotherapeutin tätige Gesprächspartnerin beschäftigte sich Zeit ihres Lebens mit der Last der Nachgeborenen und, so war zu vernehmen, dass und wie Traumata von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Text und Foto: Annette Wörmann