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Hilfe für Straßenkinder in Brasilien

Am 17.12.2019 fand die Spendenübergabe an Misereor zu Gunsten von Straßenkindern in Brasilien statt. Unser P-Seminar „Gutes tun und dabei Spaß haben“ unter Leitung von Frau Wörmann überreichte 600 Euro, eingenommen aus verschiedenen Verkaufsaktionen während des vergangenen Schuljahrs.
Herr Walter Ulbrich, ein Mitarbeiter bei Misereor, erzählte zunächst von verschiedenen Projekten: Das Hilfswerk unterstützt kleine Projekte von ansässigen Brasilianern und unterstützt insbesondere das Wachstum der Organisationen, die dahinter stehen. Von São Paulo aus startete Misereor seine Arbeit in Brasilien. Inzwischen fördert Misereor insgesamt 60 Projekte.
Sodann erzählte Herr Ulbrich vom Spalt in der Gesellschaft Brasiliens: Im Norden leben die Armen, im Süden die Reichen. Dies lässt sich auch auf die Städte übertragen. Die Spaltung in den Städten – einerseits Favelas, andererseits Reichen-Viertel – ist auf die Zuströme in die Großstädte zurückzuführen, da dort das Arbeitsangebot größer ist. In den Favelas gibt es viele Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern und der Polizei. Auch Überbevölkerung in diesen Wohngegenden ist ein Problem. Oft ist es der Fall, dass die Männer aus den Vierteln ziehen, wobei sie ihre Frauen und Kinder zurücklassen, was nicht selten zu Obdachlosigkeit führt – dies ist der Hauptaspekt unseres Projekts.
Um sich ernähren zu können, arbeiten die Kinder auf den Straßen, werden zu Straßenkindern. Sie putzen Schuhe, waschen Autos, sammeln Schrott, prostituieren sich oder treten Banden bei. Die Kinder befinden sich gleichzeitig in drei verschiedenen Lebensphasen: Sie sind erwachsen (sie kümmern sich um Geschwister), sind in ihrer Jugend (sie sind oft misstrauisch gegenüber Erwachsenen) und sind kindlich (sie wünschen sich Fürsorge). In dem Projekt, das wir unterstützen, wird diesen Kindern geholfen.
Eindrücklich erzählte Herr Ulbrich von der Gewalt an den Kindern auf der Straße. Zum einen kommt diese von der Polizei. Durch den neuen Präsidenten in Brasilien wurde ein Lob abgeschafft, das Polizisten bekommen, wenn sie wenig Menschen erschossen haben; zum anderen aber auch von Banden, die oft Drogen- und Waffendealer sind, da sie ihre Geschäfte ausbreiten wollen.
Es kommt die Frage auf, wer den Straßenkindern eigentlich hilft. Dies sind Basisorganisationen in Brasilien, z.B. die Hilfe für Straßenkinder. Misereor unterstützt folgende Organisationen: Cosa de Passagem, Comviva und Comumidade des Requentas.
Schließlich berichtete Herr Ulbrich von Aufbau und Ablauf der Hilfeleistung vor Ort:
Die erste Kontaktaufnahme passiert auf der Straße mit den Kindern, wo Sozialarbeit geleistet und erstes Vertrauen geschaffen wird (etwa mit Spielen und Aktivitäten für Kinder wie Malen). Die zweite Stufe sind die Häuser der offenen Türe, wo den Kindern erstmals ein Schlafplatz angeboten wird. Die Grundversorgung in den Zentren ist die nächste Stufe. Hier wird den Kindern Bildung vermittelt, es gibt Essen für sie, Schlafplätze sowie auch Beratung und Aufarbeitung von traumatischen Erlebnissen. Der letzte Schritt sind Versuche der Berufsausbildung. Den Straßenkindern wird die Möglichkeit geben, sich ausbilden zu lassen, z.B. als Bäcker, Schreiner oder Mechaniker. Auch Computerkurse finden statt.
Weitere Maßnahmen sind das Anbieten von Freizeitaktivitäten wie Tanzen, Theater, Kunst, Spiel und Sport. Auch werden Hausbesuche von alleinstehenden Frauen und Sozialarbeit in den Favelas unternommen. Lobbyarbeit wird für die Straßenkinder durch die Organisationen gemacht, Netzwerke werden aufgebaut, die sich für die Rechte dieser einsetzen. Der politische Aspekt ist für Misereor immer wichtig, da dies die Zukunft verbessern kann.

Text: Manuel Wittmann, Q12
Bild: Paul Schulze, Q12