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Saturnalien: römische „Weihnacht“

Saturnalien in der Antike
Am 17. Dezember eines jeden Jahres war in Rom plötzlich alles anders. Die sonst vorherrschenden Standesunterschiede wurden kurzerhand aufgehoben, was zur Folge hatte, dass Sklaven an diesem Tag eine Art Gleichstellung mit ihren Herren genießen konnten. Mancherorts soll es sogar so weit gegangen sein, dass es zu einem regelrechten Rollentausch kam, indem die eigentlichen Herren ihre Sklaven bedienten.
Römische Bürger legten die Toga ab und trugen bequeme Tuniken. Ihren Kopf bedeckte ein pilleus, eine an sich von Freigelassenen getragene Filzkappe. Sklaven durften nun einige Tage lang ungestraft ihren Herren die Meinung sagen. Es ist durchaus verständlich, dass für viele die Saturnalien ein gutes Ventil waren, um Unmut und Frustration des Sklavendaseins leichter zu ertragen. Aber: Non semper Saturnalia erunt! Die Saturnalien werden nicht ewig dauern (Sen. Apoc. 12).
Selbstverständlich gehörte ebenfalls eine gehörige Portion Alkohol mit dazu, und, wie kaum anders zu erwarten, eine Opfergabe zu Beginn des Fests. Diese wurde vor dem Tempel des Namensgebers der Festlichkeiten abgehalten — dem Gott der Aussaat: Saturn. Darüber hinaus waren alle öffentlichen Einrichtungen während der Saturnalien geschlossen. Lediglich die Tempel veranstalteten öffentliche Verköstigungen, und es war nicht unüblich, sich gegenseitig zu beschenken.
Über Ursprung und Bedeutung des Fests spekulierte man bereits in der Antike. In den frühesten Nachweisen sind die Saturnalien als Fest am 17. Dezember in den Fasti Antiates maiores eingetragen und weiteten sich in augusteischer Zeit auf drei Tage und mit Beginn der Kaiserzeit sogar auf sieben Tage aus. Livius nannte als Anlass für die Saturnalien die Dedikation des Saturntempels im Jahr 497 v.Chr. Die Feierlichkeiten unter der Herrschaft Saturns sollten das „Goldene Zeitalter“ wiederaufleben lassen. Seit dem Jahr 217 v.Chr., während des Zweiten Punischen Kriegs, ist ein Opfer und ein großes Gelage (lectisternium) am Saturntempel bis tief in die Nacht hinein belegt. Die sonst mit Wollbinden gefesselte Saturn-Statue wurde am 17. Dezember, dem Haupttag des Fests, losgebunden, damit der Gott am öffentlichen Gelage teilnehmen konnte. Eine Scherzfigur, der Rex bibendi, hielt die Gäste bei Trinklaune. Ein Abschluss der Ackerarbeit und des bäuerlichen Jahres generell sowie eine Sicherstellung der Nahrungsmittelversorgung für die kommenden Monate spielte eine wesentliche Rolle für die ausgelassenen Feiern, die meist von vorgetragenen Spottgedichten und Rätseln untermauert waren. Gerichte blieben geschlossen, Kinder waren vom Schulunterricht befreit, auch Kriegshandlungen einzuleiten war während der Saturnalien verboten, das Würfelspiel war an diesen Tagen erlaubt.

Saturnalien heute
Neben einem Weiterleben der Saturnalien in der Ausgelassenheit des Feierns in Faschings- und Karnevalszügen unserer Zeit sehen viele in diesem Fest eine heidnische Quelle, die das christliche Weihnachtsfest in Teilen beeinflusst haben soll. Inwiefern dies zutrifft, lässt sich nicht zweifelsohne feststellen. Doch auch wir feiern im Dezember (an drei Tagen) und genießen insofern eine Art Aufhebung der Norm, als das übliche Alltagsleben beiseitegeschoben wird, das Zusammensein mit Freunden und Familie im Mittelpunkt steht und man sich gegenseitig beschenkt.
Saturnalien am SGP
Sechstklässler bereiteten am 17. Dezember im Lateinunterricht Moretum, einen römischen Käse-Kräuter-Aufstrich, zu und feierten dann in heiterer Stimmung das Saturnalienfest.

Text und Foto: Annette Wörmann