Bei eisigem Wind und bedrohlich dunklen Regenwolken besuchten die Schülerinnen und Schüler des Schyren-Gymnasiums die KZ-Gedenkstätte Dachau. Nachdem die Neuntklässler die Ausstellung selbst erkundet und den Film gesehen hatten, folgten sie den Rundgangsleitern über das Gelände. Dabei gingen sie den „Weg des Häftlings“ nach, der aus Einlieferung, Alltag und – in vielfachen Fällen – Tod bestand. Dadurch erhielten die jungen Menschen Einblick in das menschenunwürdige Dasein der Häftlinge, die, dem Staat unbequem und jeglicher Individualität beraubt, Zwangsarbeit für den NS-Staat leisten mussten, immer unter dem Motto „Arbeit macht frei“. Trotzdem hörten sie aber auch Geschichten von unerwarteter Solidarität und vom Überleben. Ein besonderer Schwerpunkt lag auch auf der Erinnerungsarbeit, die das internationale Mahnmal auf dem Gelände der Gedenkstätte in Anlehnung an die Worte des Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer leisten: „Nie wieder!“.
Text: Claudia Fabrizek
Foto: Sabrina Haupt
Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am Schyren-Gymnasium: Die Historikerin Lilly Maier liest aus „Arthur und Lilly – das Mädchen und der Holocaust-Überlebende“
Im Rahmen einer Gedenkfeier erinnerten die 9. Klassen des Schyren-Gymnasiums an den 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Am 27. Januar, dem offiziellen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, war dazu auf Einladung der Fachschaften Geschichte und Religion die Historikerin Lilly Maier zu Gast.
Unter feierlicher musikalischer Umrahmung von Oliver Cervino am Flügel führten Schülerinnen der 11. Jahrgangsstufe in die Gedenkfeier ein und stellten dabei auch die Frage nach der Notwendigkeit des Erinnerns und dem Sinn von Gedenken. In ihrer Antwort zitierten sie den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, der die erste Rede zum damals neugeschaffenen Gedenktag 1996 im Bundestag gehalten hatte: „Geschichte verblasst schnell, wenn sie nicht Teil des eigenen Erlebens war. Deshalb geht es darum, aus der Erinnerung immer wieder lebendige Zukunft werden zu lassen.“ Es gehe darum, so Herzog, junge Menschen zu erreichen und ihren Blick zu schärfen, woran man Rassismus und Totalitarismus in den Anfängen erkennt, denn es komme auf die rechtzeitige Gegenwehr an, darauf, „nicht erst aktiv zu werden, wenn sich die Schlinge schon um den eigenen Hals legt“.
Daran anknüpfend las die Historikerin Lilly Maier aus ihrem Buch „Arthur und Lilly – das Mädchen und der Holocaust-Überlebende“. Erzählt wird die Geschichte von Arthur Kern, der in Wien aufwuchs und damals noch Oswald Kernberg hieß. 1939, mit zehn Jahren, wurde er allein, ohne seine Familie, über einen Kindertransport zunächst nach Frankreich, später weiter nach Amerika gerettet. Als einziger seiner Familie hat er den Holocaust überlebt. Jahrzehnte später lebt in seiner Wohnung in Wien das Mädchen Lilly Maier und wird auf Arthur Kern aufmerksam. Die beiden lernen sich persönlich kennen und es entsteht eine lebenslange Freundschaft, deren Einfluss auf beide, wie es der Titel bereits andeutet, auch im Buch eine Rolle spielt.
Lilly Maier verband in ihrem Vortrag die Geschichte des Jungen Oswald Kernberg mit der des Erwachsenen Arthur Kern, der dem Grauen ein sinnerfülltes Weiterleben entgegenstellte. Auch durch ihre unpathetische Art des Erzählens gelang es ihr, die Schülerinnen und Schüler mitzunehmen auf diese Reise in eine schreckliche Vergangenheit. Im Anschluss daran nahmen die Jugendlichen sichtlich beeindruckt die Gelegenheit wahr, Fragen zu stellen.
Text: Sonja Schmidmayr
Bild: Robert Rist
Wie wird aus der Geschichte eine Geschichte? Bereits zum zweiten Mal war am Mittwoch, 15.01.2025, der renommierte Pfaffenhofener Autor Steffen Kopetzky auf Einladung unseres Kollegen Simon Gadringer und der Fachschaft Geschichte zu Gast am Schyren-Gymnasium, um dieser Frage nachzugehen.
Kopetzky, dem Schyren-Gymnasium als ehemaliger Schüler und Schülervater eng verbunden, ist erfolgreicher Autor von Romanen, die genauestens recherchierten historischen Hintergrund mit Fiktion verbinden, und stand mit Risiko und Monschau monatelang auf der Spiegel-Bestsellerliste. Auch sein neuer Roman Atom, der im März erscheinen wird, fügt sich in diese Reihe.
Und so war es auch ein Anliegen Kopetzkys, in seinem Vortrag seine fünf historischen Romane in eine chronologische Reihe nicht des Erscheinens, sondern der Geschichte zu bringen. Dazu holte er weit aus und führte die Schülerinnen und Schüler in seinen reich bebilderten und fesselnd dargebotenen Ausführungen in die Welt des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, nach Afghanistan und in das britische Weltreich, in die Weimarer Republik und bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. An verschiedenen Beispielen, etwa an der Bedeutung Afghanistans in der Weltgeschichte, aber auch an Figuren seiner Romane wie dem gebürtigen Freisinger Oskar Niedermayer, der in mehreren seiner Werke über die Zeiten hinweg eine Rolle spielt, arbeitete er dabei Entwicklungen und Zusammenhänge in der Geschichte und in seinen Romanen heraus und zeigte, dass diese Verbindungen bis in die Gegenwart reichen können.
Im Anschluss an die Lesung nutzten die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit zum Gespräch. Neben Fragen zu Werdegang und schriftstellerischem Arbeiten konzentrierte sich das Interesse auf verschiedene Aspekte der Rezeption von Geschichte, etwa das Verhältnis von historischer Realität und Fiktion, und Probleme, die sich bei der Verwandlung historischer Figuren und Gegebenheiten in einen Roman ergeben, was von Kopetzky anschaulich und lebendig an konkreten Beispielen erläutert wurde.
Text und Foto: Sonja Schmidmayr
Was hat es mit dem „Hungerturm“ in Pfaffenhofen auf sich? Warum gibt es in Bayern so viele Schlösser? Warum ist am 03. Oktober Nationalfeiertag? – Immer wieder berühren Fragen der Vergangenheit unsere Gegenwart. Schüler für Vergangenes zu interessieren und sie ihnen nahezubringen ist Ziel des Geschichtsunterrichts. Dabei geht es aber stets auch um die Gegenwart, darum, sich in ihr zu orientieren, um die Zukunft mitgestalten zu können. Auch deshalb gilt Geschichte als eines der Leitfächer für politische Bildung.
Das Fach Geschichte wird am Gymnasium durchgehend von der 6. Jahrgangsstufe bis zum Abitur unterrichtet.
Gemäß dem aktuell nur noch für die Jahrgangsstufen 10-12 gültigen Lehrplan wird dabei bis zum Ende der Mittelstufe chronologisch vorgegangen, in der Qualifikationsphase vertiefen die Schülerinnen und Schüler ihr Wissen durch historische Längs- und Querschnitte. Zusätzlich können sie ein W- oder P-Seminar wählen.
Auch der LehrplanPlus, der für die Jahrgangsstufen 6-9 bereits gültig ist, sieht ein vorwiegend chronologisches Vorgehen in Unter- und Mittelstufe vor, durchbrochen von mehreren thematischen Längsschnitten. Diese dienen einerseits der methodischen und inhaltlichen Vertiefung, im Sinne nachhaltigen Lernens aber auch der Festigung grundlegender Daten und Begriffe. In der Oberstufe wird auch künftig vom chronologischen Lernen abgewichen. So bietet beispielsweise die Jahrgangsstufe 11 den Schülerinnen und Schülern in ihrer Funktion als „Gelenkklasse“ hin zur Oberstufe mit zwei Längsschnitten einen Einblick in gegenwärtige historische Diskurse. Das Fach Geschichte ist auch künftig Pflichtfach bis zum Abitur und wird sowohl im Seminarbereich der Oberstufe und als auch als Leistungsfach mit erhöhtem Niveau wählbar sein.
Nicht erst mit der Einführung des LehrplanPlus – seither aber besonders – steht im Geschichtsunterricht der Erwerb von Kompetenzen im Fokus. Vor dem Hintergrund historischen Lernens üben die Schülerinnen und Schüler das fachspezifische Herangehen an Geschichte und den Umgang mit verschiedensten analogen und digitalen Materialien ein. Noch stärker als bisher rücken neben der kritischen Analyse auch und gerade im digitalen Bereich Anwendungsbezug und Gegenwartsorientierung in den Vordergrund, sodass die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen über das konkrete Fach hinaus erwerben.
Historisches Lernen spielt sich natürlich im Klassenzimmer ab – aber auch außerhalb, wie die Aktivitäten der Fachschaft Geschichte zeigen:
Schon seit einigen Jahren können die Schülerinnen und Schüler der 6. Jahrgangsstufe „echte Römer“ erleben. Beim Römerprojekt erfahren sie nicht nur Interessantes über Ausrüstung, Bewaffnung und Leben der römischen Soldaten, sondern dürfen auch selbst ausprobieren, wie es sich beispielsweise angefühlt hat, ein Kettenhemd zu tragen oder in genagelten Schuhen zu gehen.
Alternativ dazu hat sich zum Beginn der 6. Jahrgangsstufe das Steinzeitprojekt des „Grünen Klassenzimmers“ etabliert, das den Schülerinnen und Schülern das Leben in der Steinzeit anschaulich und handlungsorientiert nahebringt und sie in das „neue Fach“ einführt.
In der 7. und 8. Jahrgangsstufe gibt es kein verbindliches „Programm“, der Lehrplan bietet aber zahlreiche Anknüpfungspunkte, um von den Lehrkräften individuell organisierte Exkursionen zu unternehmen. So führen beispielsweise die Lehrplaninhalte zu Geschichte und Architektur der mittelalterlichen Stadt in Jahrgangsstufe 7 oder die Frage nach der Bedeutung des Denkmalschutzes in Jahrgangsstufe 8 immer wieder zu Stadtspaziergängen in die eigene Umgebung, der 1. Weltkrieg ins Armeemuseum nach Ingolstadt und vieles mehr.
In der 9. Jahrgangsstufe wird den Schülerinnen und Schülern mit einer Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau Gelegenheit gegeben, sich intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen.
Immer wieder konnten in den vergangenen Jahren Schülerinnen und Schüler beim Zeitzeugengespräch mit Herrn Abba Naor einen Überlebenden des Holocaust treffen und am Beispiel seines Schicksals in sehr persönlicher und unmittelbarer Weise von den Schrecken der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erfahren. Zunehmend spielen auch Zeitzeugen zur Geschichte der DDR eine Rolle und bieten den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zum direkten Austausch.
Schülergruppen oder ganze Klassen erhalten zudem immer wieder Gelegenheit, an historischen Wettbewerben teilzunehmen. Auch darüber hinaus finden zahlreiche Exkursionen und Projekte, oft in Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern und angebunden an Jubiläen und Gedenktage, statt.
Dies alles lässt Geschichtsunterricht lebendig und anschaulich werden und zeigt unseren Schülerinnen und Schülern, dass Geschichte gegenwärtig ist.