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Lehrer-Derblecken auf der Abi-Revue

Mit einer gelungenen Abi-Revue haben sich die diesjährigen Abiturienten auf kreative Weise von der Schulgemeinschaft verabschiedet. In der voll besetzten Aula keine Spur von Insider-Saufparty-Diashows – stattdessen ein ausgearbeitetes, in Teilen selbstgereimtes und fleißig memoriertes Programm, das Goethes „Faust“ nachempfunden war.
In einem Prolog „auf dem Schyren-Theater“ wurde zunächst darüber diskutiert, was der Zweck einer Abi-Revue sei: den Paukern ihre Gemeinheiten heimzuzahlen – oder mit einer versöhnlichen Geste ins Leben hinauszugehen (Josua Kock versus Jan Rodrigo Wiegand). Bei dieser offenen Frage rutschten die anwesenden Lehrkräfte unruhig auf ihren Stühlen herum. Am Ende kam für sie nicht zu hart.
Entsprechend dem echten „Faust“ folgte eine Szene, wenn auch nicht „im Himmel“, so doch „im Kultusministerium“, wo nach einem abrupten Systemwechsel ein Beamter (hervorragend gespielt von Tim Güll) dazu bestimmt wird, den letzten Jahrgang des beerdigten achtjährigen Gymnasiums noch irgendwie durch die Reifeprüfung zu lotsen.
Dann die Unterrichtsszenen: der Wirtschaft-und-Recht-Lehrer, der von seinem Toskana-Urlaub auf einer Ziegenfarm schwärmt (Azra Kibar, Foto); der radfahrende Germanist, der zwischen den Stunden vergeblich nach einem Insekt sucht, um Kafkas „Verwandlung“ zu veranschaulichen; der Biologe, dessen Begeisterung für die Lebensweise des Schnabeltiers nicht so richtig überspringen will; die durchs Leben tanzende Sportlehrerin, die ihre Schülerinnen ermutigt, barfuß „ganz den Boden zu spüren“ – Lehrerpersönlichkeiten, die man mit ihren Eigenarten in Erinnerung behält. Natürlich aber auch Unterrichtsstunden, deren einziger Inhalt, soweit man sich erinnern kann, im Verteilen von irgendwelchen Fotokopien bestand.
Was man sich gewünscht hätte: einen Abi-Song. Und mehr Lehrer im Publikum! Fürchten die die Abrechnung gar so sehr? Was wir bekommen haben: eine unterhaltsame, liebevoll geplante, knackig durchgetaktete Show, die zeigt, wie sehr die Abiturienten dem Schyren-Gymnasium verbunden sind.

Text: Roland Scheerer

Foto: Roland Scheerer