Stadtgeschichte gesprüht
Bei der Suche nach Spuren der Reformation in der Stadtgeschichte stießen Achtklässler auf ein verhängnisvolles Wirtshausgespräch des Jahres 1524, das folgendermaßen überliefert ist: Am 10. Dezember 1524 traf Bernhard Tichtl, Pfleger aus Starnberg, auf seiner Reise nach Nürnberg auf einen Ingolstädter Professor der Rechte namens Franz Burghard. Begegnet sind sich die beiden in einem Wirtshaus in Pfaffenhofen, einer laut Philipp Apian „zwar kleinen, aber sehr eleganten Stadt“. Es kam zu einem Streitgespräch über Luther und die Reformation, das in einer Anzeige gegen Tichtl gipfelte. Der Starnberger wurde in München in den Falkenturm gesperrt; man forderte für ihn Pranger und Haft. Herzog Wilhelm jedoch ließ Tichtl nach eindeutiger Positionierung zugunsten der Katholischen Kirche und Bezahlung einer Buße von 1000 Gulden wieder frei.
Die Schüler setzten das Wirtshausgespräch gestalterisch um, indem sie unter Anleitung eines professionellen Sprühers an der Außenfassade eines Gebäudes im Stadtzentrum einen Tisch, zwei Bierkrüge und zwei Gedankenblasen – eine für den Luther-Sympathisanten und eine für den Luther-Gegner – abbildeten. Für die Gegenwart fruchtbar machen die Jugendlichen ihre Darstellung dadurch, dass sie auf den Wert der Religionsfreiheit – abzulesen an dem in großen Lettern gesprühten „religious freedom“ – abheben.
Annette Wörmann