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Einblicke in jüdische Lebensrealität

Eva und Roman Haller waren am Sonntag, den 27. Januar in der Aula des Schyren-Gymnasiums zu Gast. Sie berichteten über jüdisches Leben in Deutschland. Dazu waren am Vormittag zahlreiche Besucher in die Aula gekommen. Eva Heller vertritt die nach dem Kinderarzt Janusz Korczak benannte Stiftung, die sie einleitend vorstellte; ihr Ehemann Roman berichtete von den Umständen seiner Geburt während der deutschen Besatzung Polens. Er kam in einem Waldstück zu Welt, in dem sich seine Eltern verbargen.
Der Hauptteil des Gesprächs, das von Schülerinnen und Schülern der Klasse 9c moderiert wurde, drehte sich um das jüdische Leben in der Gegenwart, etwa das Feiern des Sabbats, der ‚Königin der Feste‘. Dieser wird mit einem am Vortag gebackenen Mohnzopf begangen und beginnt mit dem Entzünden zweier Kerzen. Gar nicht so schwierig ist es, koschere Lebensmittel zu bekommen; man erhält sie in jedem Supermarkt. Bemerkenswert ist das in der Religion verankerte Matriarchat – die Zugehörigkeit zum Judentum wird über die mütterliche Linie weitergegeben.
Auch das Thema eines jüngst erstarkenden Antisemitismus kam zur Sprache. So berichtete Roman Haller von beleidigenden Zuschriften an seine Firmenanschrift, und ein Enkelkind hat bereits Anfeindungen in der Schule erlebt. Gegenwärtig habe man es mit drei Spielarten von Antisemitismus zu tun: rechtem, linkem und muslimischem. Schwierig ist die Frage, wo die Grenze zwischen legitimer Israel-Kritik und Antisemitismus verläuft. Diese sei jedenfalls dann, wenn zum Boykott israelischer Waren aufgerufen werde, weit überschritten. Gleichwohl blickt Eva Haller zuversichtlich in die Zukunft: die Jugend sei insgesamt stark und kritisch genug, um menschenverachtenden Ideologien zu widerstehen.
Die in jeder Hinsicht gelungene, bisweilen durchaus heitere Begegnung an unserer Schule war um so wichtiger, als nur wenige Mitbürger persönlichen Kontakt zu jüdischen Menschen haben, wie eine Nachfrage der beiden Gäste an das Publikum ergab. Die Veranstaltung wurde von der Geschichtslehreri Veronika Kettner organisiert und fand am Holocaust-Gedenktag statt, an dem der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz gedacht wird. Die Klasse 9c hat dabei großes Engagement bewiesen.

Text und Foto: Roland Scheerer