Aktuelles

  • Home
  • Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Aus „Arthur und Lilly – das Mädchen und der Holocaust-Überlebende“ las die Historikerin Lilly Maier am 26. Januar für die 9. Jahrgangsstufe. Die Veranstaltung erinnerte am Vortag des offiziellen Gedenktages an den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Lilly Maier war auf Einladung der Fachschaften Geschichte und Religion zu Gast.

Unter musikalischer Umrahmung von Emily Stark am Cello und Marie-Therese Daubner am Klavier stellten in einer kurzen Einführung Schülerinnen der 9. Klasse die Frage nach dem Sinn von Gedenken. In ihrer Antwort zitierten sie den ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog, der die erste Rede zum damals neu geschaffenen Gedenktag 1996 im Bundestag gehalten hatte: „Geschichte verblasst schnell, wenn sie nicht Teil des eigenen Erlebens war. Deshalb geht es darum, aus der Erinnerung immer wieder lebendige Zukunft werden zu lassen.“ Es gehe darum, junge Menschen zu erreichen und ihren Blick zu schärfen, woran man Rassismus und Totalitarismus in den Anfängen erkennt, denn es komme auf die rechtzeitige Gegenwehr an, darauf, „nicht erst aktiv zu werden, wenn sich die Schlinge schon um den eigenen Hals legt“.

Daran anknüpfend las die Historikerin Lilly Maier aus ihrem Buch „Arthur und Lilly – das Mädchen und der Holocaust-Überlebende“. Es geht darin um die Geschichte von Arthur Kern, der in Wien aufwuchs und damals noch Oswald Kernberg hieß. 1938, mit 10 Jahren, wurde er allein, ohne seine Familie, über einen Kindertransport zunächst nach Frankreich, später weiter nach Amerika gerettet. Als einziger seiner Familie hat er den Holocaust überlebt. Durch die Wohnung in Wien, in der beide im Abstand von Jahrzehnten gelebt haben, lernten sich Lilly Maier und Arthur Kern kennen, sodass auch der Einfluss dieser Begegnung auf beide eine Rolle im Buch spielt. Lilly Maier gelang es, ihre biographische Herangehensweise anschaulich mit historischen Fakten zu verknüpfen und auch durch ihre unpathetische Art der Darstellung die Schülerinnen und Schüler mitzunehmen auf diese Reise in eine schlimme Vergangenheit. Sichtlich beeindruckt von der Lebensgeschichte Arthur Kerns nahmen die Jugendlichen im Anschluss die Gelegenheit wahr, Fragen zu stellen.

In Kooperation mit der Buchhandlung WortReich fand dort am Abend eine weitere Lesung von Lilly Maier für die Öffentlichkeit statt. Sie stellte dort ihr jüngstes Buch „Auf Wiedersehen, Kinder“ über den österreichischen Reformpädagogen Ernst Papanek, der das Heim für die geflüchteten Kinder in Frankreich betreut hat, vor zahlreichem interessiertem Publikum vor.  

Text: Sonja Schmidmayr

Bild: Sonja Schmidmayr