„Eine Leiche im Keller haben“ – oder gleich mehrere? Nirgends wird die Redewendung so wörtlich genommen wie in der Kriminalkomödie „Arsen und Spitzenhäubchen“ von Joseph Kesselring, die am Mittwochabend vom Schyren-Theater aufgeführt wurde. Regie führte Ruth Knoll. Gezeigt wird die Geschichte der nicht ganz normalen Familie Brewster, in der nicht nur ein Zwist zwischen unversöhnlichen Brüdern (Elias Hehme und Reinold Lifke), sondern gar eine Art Mord-Wettkampf ausgetragen wird. Im Mittelpunkt stehen zwei ehrenwerte Damen, die scheinbar niemandem etwas zu Leide tun können (Alexandra Kulcsar und Anna Giesecke); das Entdecken eines Toten führt zur Beziehungskrise zweier Verlobter.
Die Truppe von Ruth Knoll läuft zu darstellerischer Höchstform auf: zahlreiche Grusel- und Schockeffekte werden mit Hingabe platziert. Stellvertretend für die Leistung des ganzen Ensembles seien vor allem Elias Hehme und Reinold Lifke genannt, die als verfeindete Brüder Mortimer und Jonathan aneinandergeraten und gestisch, mimisch und stimmlich auf höchstem Schultheater-Niveau agieren: selbst kleinste Bewegungen sind bis ins Letzte ausgefeilt. Besonders überzeugen konnte neben den Darstellerinnen der Brewster-Schwestern auch Theresa Finkenzeller als Elaine, Mortimers Verlobte.
Furios, voller überraschender Wendungen und mit überbordender Spielfreude kommt dieser Klassiker des Schwarzen Humors auf die Bretter. Liebevoll wurde das Bühnenbild gestaltet, mit großer Sorgfalt wurden die Kostüme ausgewählt. Die etwa siebzig Besucher der Premiere verloren sich noch etwas in der Aula, es ist der mitreißenden Produktion zu wünschen, dass zu den beiden verbleibenden Aufführungen noch etwas mehr Zuschauer den Weg ins Schyren-Gymnasium finden.
Man kann sagen, dass beide Gruppen des Schyren-Theaters derzeit auf hohem Niveau arbeiten, war doch erst eine Woche zuvor ein überaus gelungenes „Peterchens Mondfahrt“ unter der Regie von Richard Fischer am selben Ort aufgeführt worden.
„Arsen und Spitzenhäubchen“ ist noch am Freitag, den 19. sowie Montag, den 22. Juli in der Aula des Schyren-Gymnasiums zu sehen. Beginn ist jeweils um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
Das Bild zeigt Dr. Hermann Einstein (Lidar Öden, links) und den finsteren Jonathan Brewster (Elias Hehme, rechts), die dem missliebigen Mortimer (Reinold Lifke, Mitte) an den Kragen wollen.
Text: Roland Scheerer
Foto: Roland Scheerer